Für Ben (Ben Affleck) läuft
alles prima. Gerade hat er sich noch von seinem Großvater
verabschiedet, der sich auf seiner Junggesellenparty "auf die
Intensivstation gefeiert hat", da macht er sich bereits auf den Weg
von New York nach Savannah um seine wunderschöne Verlobte Bridget
(Maura Tierney) zu ehelichen. Doch von dem Moment an, da der sonst
flugscheue Bräutigam in eine Linienmaschine steigt, scheint sich das
Schicksal selbst gegen ihn und seine Hochzeit verschworen zu haben. Das
Flugzeug verunglückt bereits am Flughafen, die Mietwagen sind alle
vergeben... und
zu allem Überfluss verfolgt ihn das Chaos zusätzlich noch in Form von
Sarah (Sandra Bullock) die aus wichtigen Gründen in die gleiche
Richtung muss und ihn von einer Katastrophe in die nächste begleitet,
oder sogar führt. Und somit wird der Weg zu seiner ihn dringend erwartenden Braut
wird nicht nur durch Flugzeugunglücke und Unwetter erschwert, sondern
auch von einer ganz anderen "Naturgewalt" die ganz in seiner Nähe
ist... In Notting Hill
sucht jemand im Verlaufe des Films nach einer Schauspielerin, die er mit
den Worten "die Frau die einen Orgasmus bekommt, wenn man sie auf
eine Tasse Kaffee einlädt" beschreibt, woraufhin jeder weiß dass
Meg Ryan gemeint ist. Tatsächlich ist sie durch einen ganz bestimmten
Charaktertyp
erfolgreich geworden, den wir seid Schlaflos in Seattle (und das ist
jetzt nicht etwa negativ gemeint) immer wieder sehen durften, wobei
jeder Versuch aus dieser Rolle auszubrechen bisher kläglich scheiterte.
Auf ganz ähnliche Weise verhält es sich im Falle von Sandra Bullock.
Wer denkt bei ihr nicht sofort an einen liebevollen, aber leider auch
hoffnungslos chaotischen und unberechenbaren Menschen? Diese Art von
Rollen scheinen Sandra wie auf den Leib geschneidert
zu sein. Manchmal handelt es sich dabei um eher depressive oder traurige
Schicksale wie in z.B. 28Tage oder Mord nach Plan, aber zumeist darf sie
uns doch mit Komödien beglücken. Im Falle
von Forces of Nature, wie der Film im Original heißt, spielt sie
tatsächlich eine Naturgewalt, die Ben Affleck zwischen Hass und
Faszination hin und her reißt
bis er schließlich ernsthaft daran zweifelt ob er denn noch heiraten
soll oder nicht. Wie immer völlig spontan und planlos in den Tag hineinlebend,
stellt Bullock einen schönen Gegensatz zu dem Mann dar der auch im Film
völlig unspektakulär Ben heißt, dem Anzug tragenden und
wohl eher aus behütenden Verhältnissen stammenden Mann, der hier
einmal mehr zeigt, dass Komödien ihm mindestens genauso gut liegen wie
die Actionrollen, wenn nicht sogar noch mehr. Im
Verlauf der Filmes ist deutlich zu sehen, dass Regisseurin Bronwen Hughes
viel daran gelegen war das ganze nicht wie eine typische Liebeskomödie
zu inszenieren, sondern ihm eher den Flair eines Roadmovies zu verleihen. Immer wieder lässt sie
sich zwischendrin etwas Zeit um wirklich schöne Bilder entstehen zu
lassen. Dabei scheut sie auch nicht davor zurück, ihrer Vision durch
zur Hilfenahme von kleineren Computeranimationen Ausdruck zu verleihen. Unsere beiden Hauptdarsteller, die durch große, in Zeitlupe
fallende Regentropfen
rennen oder auf Zugdächern vor prächtigen Tälern und herrlichen
Sonnenuntergängen Urschreie üben... Viele der genutzten Möglichkeiten
heben sich deutlich von den meisten Durchschnittskomödien
ab. Bei der Story selbst
erfindet sie freilich das Rad nicht neu. Das Thema des Bräutigams oder
der Braut die kurz vor der Hochzeit noch einmal auf die Probe gestellt
werden haben wir schon in so manchem Film gesehen. Gespickt von einer
Priese Ironie, einem Hauch Sarkasmus, vorsichtig untergehobenen Lebens-
und Beziehungsweisheiten und belegt mit einer ordentlichen Portion Humor
bereitet die Regisseurin uns zwar kein 5 Sterne Gourmetmenü zu, aber
doch sehr wohl ein durchaus schmackhaftes und wohl bekömmliches Mal. Wo
andernorts die Geschichte Bauschmerzen bereitet oder zum erholenden
Schlaf beiträgt, erzählt sie gradlinig und abwechslungsreich. Nicht
wirklich unvorhersehbar, weswegen auch das Verraten des Endes (was ich
hier natürlich trotzdem tunlichst unterlassen werde ;-) dem Genuss des
Filmes keinen Abbruch tun würde, doch nichtsdestotrotz niemals
langweilig oder langatmig.
|