Die Insel

Original: The Island
USA 2005
Laufzeit ca. 130 Min.
Regie: Michael Bay
Studio: Warner Bros. Pictures
Genre: Science Fiction
Musik: Steve Jablonsky
Darsteller: 
Lincoln Six Echo / Tom Lincoln....................................... Ewan McGregor
Jordan Two Delta / Sarah Jordan................................... Scarlett Johansson
Albert Laurent................................................................... Djimon Hounsou
Merrick............................................................................... Sean Bean
McCord.............................................................................. Steve Buscemi
Starkweather..................................................................... Michael Clarke Duncan
Jones Three Echo............................................................ Ethan Phillips
Gandu Three Echo........................................................... Brian Stepanek
Charles Whitman.............................................................. Kim Coates
Lotteriesprecherin............................................................ Noa Tishby

Die Zukunft: Die Erde ist kontaminiert worden und nur noch wenige überlebende Menschen fristen ihr Dasein auf einer Plattform irgendwo im Meer, weit entfernt vom tödlichen Festland. Glücklicherweise gibt es einen Ort, eine Insel um genau zu sein, die von dieser Kontaminierung verschont geblieben ist. Diese stellt die letzte Hoffnung der Menschheit dar ihre Spezies zu erhalten und den Planeten irgendwann einmal wieder bevölkern zu können. Zu diesem Zweck finden in regelmäßigen Abständen Lotterien statt, deren Gewinner auf die Insel reisen und für den Fortbestand der Rasse sorgen dürfen. Einer der Überlebenden ist Lincoln Six Echo (Ewan McGregor). Doch er ist nicht wie die anderen.Er spürt dass irgendetwas nicht stimmt und stellt alles in Frage woran seine Mitmenschen glauben. Als eines Tages seine Freundin Jordan Two Delta (Scarlett Johansson) für die Insel ausgewählt wird, findet Lincoln heraus, dass seine schlimmsten Befürchtungen übertroffen werden. Denn tatsächlich hat es niemals eine Kontaminierung der Erde gegeben. Die Insel ist nur eine Erfindung und die Insassen selbst sind keineswegs Überlebende, sondern Klone! Klone von wohlhabenden und berühmten Menschen, denen sie eines Tages als Ersatzteillager dienen sollen. Es gelingt den beiden zu fliehen, doch die Firma kann natürlich nicht zulassen, dass ihre Produkte frei herumlaufen. Es beginnt eine mörderische Jagd... 

Regisseur Michael Bay hat in den vergangenen Jahren ein beindruckende Serie von Kinohits gedreht. Meist mit Produzent Jerry Bruckheimer im Schlepptau zeichnet er verantwortlich für Blockbuster wie die beiden Bad Boys Teile, Armageddon oder zuletzt Pearl Harbor. Dass diese Streifen allesamt zu Kassenknüllern avancierten liegt unter anderem an den zumeist selben Zutaten. Virtuos ausgearbeitete Actionszenen werden ergänzt durch State of the Art Special Effects, begleitet von einer nicht allzu tiefgründigen Story und getragen wird die ganze Handlung von in der Regel gut aufgelegten und sympathischen Darstellern. 

The Island trägt augenscheinlich die gleiche Handschrift, geht aber an bestimmten Stellen einen grundlegend anderen Weg. Zuerst einmal lässt sich Bay deutlich mehr Zeit als sonst um die Geschichte einzuführen und die Charaktere vorzustellen. Bis es zum ersten Mal richtig kracht ist bereits ein Viertel des Films vergangen und man befindet sich mitten im Geschehen. Was man in diesen knapp 40 Minuten zu sehen bekommt ist zwar nichts grundlegend neues, es gelingt aber zu verdeutlichen wie unmenschlich mit den Bewohnern der Plattform umgegangen wird. In die immer wieder aufflammende Diskussion rund um die Genforschung und natürlich hier insbesondere das Klonen von menschlichen Wesen gut passend, hält sich der Regisseur allerdings nicht wirklich lange mit einer echten gesellschaftlichen Kritik auf. Sich mit diesem, nennen wir es einmal vorsichtig „moralischen Konflikt“ auseinander zu setzen würde dann doch Rahmen und evtl. auch Massentauglichkeit eines immerhin als Popkorn-Blockbuster ausgelegten Streifens sprengen. 

Also begeben wir uns nach genannter „Vorlaufzeit“ auf das Terrain auf dem sich Bay am besten auskennt. Die Actionsequenzen sind wie gewohnt spannend und technisch perfekt inszeniert. Schön dabei zu sehen ist, dass es ihm immer wieder wichtig ist schöne Bilder auf die Leinwand zu zaubern. Wenn Lincoln z.B. mit seinem Sponsor vor den Kopfgeldjägern flieht, fährt er durch ein großes kuppelartiges Bauwerk. Die gewaltige Kulisse erstrahlt dann in einem warmen Rot-Ton der Sonne und gleicht einer modernen Photographie. 

Bei der Wahl der Darsteller geht Bay keinerlei Experimente ein und verlässt sich einerseits auf aktuelle Jungstars wie Ewan McGregor und Scarlett Johansson, greift aber auch wieder auf alte Bekannte aus seinen anderen Filmen zurück. Michael Clarke Duncan darf halb aufgeschnitten aus einem OP fliehen und Steve Buscemi ist einmal mehr als etwas obskurer und leicht abgewrackter Computertechniker in seinem Element. Doch auch die Hauptdarsteller machen ihre Sache gut und sind sowohl in den Actionszenen als auch bei den witzigeren Einlagen immer schön anzusehen. 

Ein weiteres für Michael Bay Verhältnisse untypisches Detail ist das nahezu vollständige fehlen von Pathos und dem teilweise doch sehr nervenden Patriotismus. Dafür haben die Macher aber scheinend die Macht des Product-placement entdeckt. Ob nun die von allen getragenen Puma Schuhe, die Kampfsimulation mit X-Box Logo oder die Info Box von MSN-Search...ich könnte noch ein wenig so weiter machen, aber glücklicherweise schmälert diese doch sehr offensichtliche zweite Einnahmequelle nicht den weiteren Genuss des Betrachters. Steve Jablonskys Filmmusik trägt abschließend noch seinen guten Teil zur insgesamt angenehmen Stimmung des Filmes bei.

Wer das nun alles gelesen hat ist sich sicher dass es dem Regisseur gelungen ist seine Serie von Hits ungebrochen fortzusetzen. Leider stimmt das aber nur zum Teil Laut Internet Film Datenbank imdb hat The Island in den USA während seiner gesamten Laufzeit gerade einmal knappe 36 Millionen Dollar eingespielt. Verglichen mit seinen anderen Produktionen und bei einem geschätzten Budget von über 120 Millionen Dollar kann man dies als alles andere als einen Erfolg bezeichnen. Ob dies nun daran liegt dass eben diesmal nicht regelmäßig Stars and Stripes im Bild zu sehen sind oder während der Handlung für den durchschnittlichen Michael Bay Fan einfach zu oft nachgedacht werden kann...ich weis es nicht.

Dass der Streifen letzten Endes doch nicht als kompletter Flop in die Geschichte eingeht und zumindest einmal seine Produktionskosten wieder reingeholt haben sollte, liegt einmal mehr an den Kinogängern außerhalb der Staaten. Dort war The Island nämlich mit fast 125 Millionen Dollar sogar noch erfolgreicher als Bays 2 Jahre zuvor erschienener Hit Bad Boys II.

 

© Warner Bros. Pictures

© Warner Bros. Pictures

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Fazit:

Warum diesem Film der Erfolg in den USA versagt blieb wird für mich auf ewig ein Rätsel bleiben. The Island ist ein grundsolider Film und um Welten besser als die "ich-kann-mich-nicht-enscheiden-wenn-ich-eigentlich-haben-will" Geschichte PEARL HARBOR (die in den USA aber weitaus mehr eingespielt hat...). Dem Streifen gelingt es genau das zu erreichen was ein Popkorn Film soll: er unterhält, ist spannend...und wer will, kann sogar ein wenig nachdenken.

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