Krieg der Welten

Original: War of the worlds
USA 2005
Laufzeit ca. 112 Min.
Regie: Steven Spielberg
Studio: Paramount / Dreamworks
Genre: Science Fiction
Musik: John Williams
Darsteller: 
Ray..................................................................................... Tom Cruise
Rachel................................................................................ Dakota Fanning
Robbie............................................................................... Justin Chatwin
Harlan Ogilvy..................................................................... Tim Robbins
Mary Ann........................................................................... Miranda Otto
Tim..................................................................................... David Alan Basche
Manny der Mechaniker.................................................... Lenny Venito
Vincent............................................................................... Rick Gonzalez
Julio.................................................................................... Yul Vázquez
Reporterin......................................................................... Camilla Sanes

Ray Ferrier (Tom Cruise) ist sicherlich kein Mustervater. Wenn seine beiden Kinder Rachel (Dakota Fanning) und Robbie (Justin Chatwin) übers Wochenende zu Besuch kommen, müssen sie sich in der chronisch unordentlichen Wohnung noch immer ein Zimmer teilen und das Essen vom Imbiss nebenan bestellen. Wenn er dann nicht gerade schläft, weil er Nachtschicht hat und die beiden somit mit dem Fernseher alleine lässt, muss er entweder feststellen wie wenig er seine eigene Tochter kennt oder liegt sich mit seinem Sohn in den Haaren. An diesem Wochenende ist jedoch alles anders. Als ein merkwürdiges Gewitter aufzieht, dass etliche Blitze ohne Donner niedergehen lässt und sowohl Autos als auch elektrische Geräte außer Gefecht setzt, steigt aus dem Boden plötzlich eine gigantische, dreibeinige Maschine auf die nur ein Ziel kennt: alles zerstören was sich ihr in den Weg stellt. Zum ersten Mal ist Ray auf sich alleine gestellt und muss versuchen ohne fremde Hilfe sein Leben und das seiner Kinder vor den Außerirdischen Invasoren zu retten, vor denen es scheinbar kein Entrinnen gibt... 

Zum zweiten Mal nach Minority Report arbeitet Hollywoods Dreamteam S.Spielberg und T.Cruise zusammen. Das war der wohl am häufigsten verwendete Werbesatz in Verbindung mit diesem Film. Und tatsächlich ist dies eine sehr medienwirksame Aussage, haben wir doch auf der einen Seite den mit Abstand erfolgreichsten und spätestens seit dem Beginn seiner zweiten Schaffensphase, die ich jetzt einmal auf den Dreh von "Die Farbe Lila" aber doch spätestens "Schindlers Liste" datieren würde, auch besten Regisseur aller Zeiten und auf der anderen eines der Lieblingskinder Amerikas. Tom Cruise, dessen Filme praktisch wie Bargeld sind und an den Kinokassen bisher noch nie wirklich gefloppt sind.

Doch ist diese Kombination alleine der Garant für einen guten Film?

Im Falle von Krieg der Welten haben wir es einmal mehr mit dem Remake eines Filmes zu tun, der seinerzeit spektakulär war und bis heute zu den Klassikern der Filmgeschichte gehört. Dabei hat die von H.G.Wells verfasste Geschichte mehr als nur einmal Furore gemacht. Bevor nämlich der Stoff 1953 von George Pal (Produzent) und Byron Haskin (Regie) auf die Leinwand gebracht wurde, hat ein Radiohörspiel von Namensvetter Orson Wells 1938 halb Amerika in Panik versetzt, da die Menschen die wie eine Nachrichtensendung vorgetragene Show für die Berichterstattung einer echten Alieninvasion hielten. Die spätere Verfilmung vermochte die Massen zwar nicht mehr dermaßen zu verunsichern, sicherte sich aber aus verschiedenen Gründen seinen Platz auf dem Filmolymp. Einmal waren die Special Effekte für die damalige Zeit absolut neuartig und andererseits erzählte der Film mehr als nur die von Wells Ende des 19ten Jahrhunderts verfassten Geschichte. Vielmehr spiegelte das Werk die Angst der Menschen (und natürlich  insbesondere der Amerikanischen Bevölkerung) vor einer damals noch als Feind angesehenen Sowjetunion und eines möglichen Atomkriegs wieder.

Heutzutage gibt es diese geografisch klar festgelegte Einteilung in Gut und Böse freilich nicht mehr und die Neuverfilmung vor einem ähnlichen Hintergrund zu drehen wäre schlichtweg nicht zeitgemäß. Trotzdem legt Spielberg wert darauf sich die Ereignisse vom 09. September in Erinnerung zu rufen und welch Zusammenhalt zwischen vermeintlichen Feinden in Zeiten der Not entstehen kann. Bis in den Film selbst hat es diese Hoffnung aber nicht geschafft. Allein schon deswegen, da die Story ausschließlich aus Sicht der Amerikaner dargestellt wird, glücklicherweise ohne dabei in Patriotismus-Klischees zu verfallen. Ausserdem gilt hier stärker noch als damals im Slogan von Minority Report "Everybody runs!" - jeder rennt. Und genau das geschieht förmlich von Beginn an. In vergleichbar wenigen Szenen, die aber in ausreichendem Maße die Verhältnisse in unserer kleinen Familie verdeutlichen, werden die Charaktere eingeführt nur um bereits kurze Zeit später in ein Auto geworfen und auf die Flucht um ihr Leben geschickt zu werden. 

Wie es nicht anders zu erwarten war, musste sich der Film nicht nur den Vergleich mit seinem berühmten Original gefallen lassen, sondern natürlich auch mit anderen erfolgreichen Vertretern des Genres wie z.B. Independence Day. Letzterer war auch angeblich der Grund, warum sich Spielberg nicht bereits früher an dieses Projekt seiner Wünsche herangewagt hat. Als er vor einigen Jahren schon einmal mit dem Gedanken gespielt hat die Produktion zu starten, ist ihm ID4 in die Quere gekommen und es erschien ihm zurecht unsinnig mit seinem eigenen Projekt evtl. nur wenig später an den Start zu gehen,

Dabei wäre eine direkte Gegenüberstellung der beiden Blockbuster aber gänzlich unfair. Und zwar für beide Kandidaten. Während in Emmerichs Katastrophenspektakel die Stars and Stripes weitaus häufiger geschwenkt werden als es teilweise in Vertretern von amerikanischen Regisseuren der Fall ist, beschränkt sich Spielberg angenehmerweise darauf den nahenden Weltuntergang aus Sicht eines kleinen (zugegebenermaßen amerikanischen) Vertreters der Arbeiterklasse zu zeigen und lediglich die für US-Kleinstadt Verhältnisse typischen Flaggen an den Reihenhaus Fassaden zu belassen. Überhaupt werden die meisten Klischees die in jedem Alienfilm vorkommen kategorisch vermieden, was insbesondere Drehbuchautor David  Koepp zu verdanken ist. So spielt die Handlung diesmal nicht vor der beliebten Skyline von Manhattan und während des ganzen Streifens wird kein einziges berühmtes Bauwerk vernichtet. Aus diesem Grund kann sich der Zuschauer dann auch von Anfang an ungestört von der Zerstörungswucht mitreißen lassen. Und diese ist gewaltig. Bereits als die Tripods zum ersten Mal auftauchen und beginnen alles auszulöschen das sich ihnen in den Weg stellt, kann es einem im Kino- oder Fernsehsessel absolut unbehaglich werden und ID4 wird unweigerlich zum Kindergeburtstag degradiert. Denn wo anderenorts mit größter Präzision das Weiße Haus oder das Empire State Building dem Erdboden gleich gemacht werden, zerfetzt es hier vor unseren Augen lebende, atmende, um ihr Leben rennende Menschen. Die Szene in der Tom Cruises Charakter zu den Kindern zurückkehrt und völlig verstört ist, gehört während der zwei Stunden zu seinen besten schauspielerischen Momenten. 

Doch auch wenn Cruise durchaus die Möglichkeit erhält seine Darstellerischen Fähigkeiten Ausdruck zu verleihen, sind es wieder einmal die "kleinen" Stars, die den großen die Schau stehlen. Ganz vorne dabei ist da Rays Tochter Rachel alias Dakota Fanning, die es mit ihrer über die Maßen panischen und gegen alles allergischen und an allem sich störenden Art innerhalb kürzester Zeit vollbringt alle unglaublich zu nerven um dann später wieder das Mitleid auf sich zu ziehen. Ihre Gestik und Mimik gehen dabei wie bei so vielen guten Kinderstars weit über das hinaus was man sonst von gleichaltrigen kennt, wobei sie noch nicht die Genialität eines Haley Joel Osment aus The Sixth Sense erreicht. Justin Chatwin, den Spielberg genau wie Dakota Fanning bei den Dreharbeiten zur Serie Taken aufgegabelt hat und hier in die Rolle von Rays Sohn Robbie schlüpft, bringt seinem Filmvater die gehörige Portion Desinteresse und Verachtung entgegen, die man von einem vernachlässigten Sohn erwarten würde während er sich auf der anderen Seite liebevoll um seine kleine Schwester kümmert. Ein Highlight stellt sicherlich der Auftritt von Tim Robbins dar. Wer ihn z.B. in Arlington Road oder auch Mystic River gesehen hat, kennt Robbins Fähigkeiten psychopatisch wirkende Zeitgenossen zu spielen. Auch hier als ehemaliger Krankenwagenfahrer Harlan Ogilvy und verkappter Einzelkämpfer reißt er den Zuschauer ständig zwischen bedrohlich wirkend und mitleidserweckend hin und her. Als besonderes Schmankerl hat Spielberg noch die Hauptdarsteller der Originalverfilmung Gene Barry und Ann Robinson für einen Cameo Auftritt als Mary Anns Eltern an Bord geholt.

Neben einigen der Darsteller ist auch der Kameramann ein Altbekannter aus einer früheren Spielberg Produktion. Janusz Kaminski durfte die Visionen des Meisters bereits bei Minority Report auf Zelluloid bannen und so weckt die Art des verfremdeten, gräulich wirkenden Bilds und die daraus resultierende Verstärkung der Tristesse der Situation jederzeit Erinnerung an die vorangegangene Kollaboration. Interessant zu sehen ist wie oft sich Spielberg hier selbst kopiert. In einigen Szenen fühlt man sich ob der nahezu identischen Position von Kamera und Darsteller unweigerlich an Jurassic Park erinnert. Und selbst eine Schindlers Liste Szene fällt ins Auge. Trotzdem ist WOTW natürlich ein eigenständiges Werk geworden, bei dem man in jeder Minute merkt wie sehr sich der Regisseur an seinen zur Verfügung stehenden Mitteln ausgetobt und Spaß beim Dreh gehabt hat. Dabei hat er diese Mittel aber angenehmerweise nicht übermäßig beansprucht. Die Spezial Effekte sind wie gewohnt spektakulär und perfekt, treten aber den größten Teil der Laufzeit zugunsten von beklemmenden, mit traditionellen Mitteln gedrehten Szenen wie z.B. im Van oder Harlans Keller in den Hintergrund.

© Paramount Pictures

© Paramount Pictures

© Paramount Pictures

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Fazit: 

Den neuen Krieg der Welten nur als Remake zu bezeichnen würde dem Film nicht gerecht werden. Das Ergebnis ist ein wirklich eigenständiger Film, der mit dem George Pal Streifen der 50er bis auf das Ende recht wenig gemeinsam hat. Es ist schön zu sehen mit welcher Routine und Virtuosität es Spielberg durch viele Jahre Erfahrung gelingt seine Filme zu komponieren, dem Zuschauer selbst im Kinosaal ein Gefühl von Beengung zu vermitteln und die Panik und daraus folgernde Rücksichtslosigkeit der Menschen auf erschreckende Weise zu zeigen. Als Kritikpunkte würden sich zwar einige Logikfehler aufführen lassen, die aber nun einmal Teil der sehr alten Geschichte sind und für die er daher nichts kann.

 

Bewertung: 85%

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