Stellen Sie sich
eine Welt vor in der keine Morde mehr geschehen. Ein Wunschtraum? Nicht
so im Washington DC des Jahres 2054. Dort verhaftet nämlich eine
Abteilung mit dem Namen Pre-Crime potentielle Mörder noch bevor sie
ihre Tat begehen können. Ermöglicht wird ihr dies durch die
sogenannten Pre-Cogs, die Pre-Cognitiven, 3 Menschen denen es möglich
ist die Zukunft vorherzusagen. John Anderton (Tom Cruise) ist der Leiter
dieser Abteilung und hat es geschafft die Mordrate in seiner Stadt auf
null herunter zu schrauben. Aufgrund dieses Erfolgs soll Pre-Crime nun
auch im ganzen Land eingeführt werden. Doch bevor dies möglich wird,
soll der Regierungsbeamte Danny Witwer (Colin Farrell) noch einmal genau
kontrollieren ob auch alles mit rechten Dingen zugeht. Doch in dem
Moment da er beginnt sich in die Abläufe einzumischen, beginnen sich
die Ereignisse zu überschlagen. Plötzlich steht eine Vorhersage im
Raum die besagt dass Anderton in 36 Stunden selbst einen Mord begehen
wird. Ist das alles ein abgekartetes Spiel oder sind tatsächlich Abläufe
in Bewegung gekommen, die ihn zu dieser Tat verleiten werden? Um seine
vermeintliche Unschuld zu beweisen flieht Anderton...und die Jagd auf
ihn beginnt.
Eigentlich war es
ja nur eine Frage der Zeit bis die beiden Hollywood Schwergewichte
Steven Spielberg und Tom Cruise endlich aufeinander treffen mussten.
Wenn es dann zu einem solchen „Gipfeltreffen“ kommt, sind die
Erwartungen natürlich dementsprechend groß. Und glücklicherweise
werden wir nicht enttäuscht.
Minority Report ist
futuristische Action auf absolut höchstem Niveau. Wo andere Regisseure
sich im unendlichen Getümmel der CGI-Sequenzen verlieren und den
eigentlichen Inhalt der Story aus den Augen verlieren, bleibt Spielberg
konsequent; und zwar sowohl optisch als auch inhaltlich. Bereits die
Einrichtung der Pre-Crime Zentrale schwankt angenehm zwischen technisch
verspielt und funktionell nüchtern ohne dabei zu steril zu wirken wie
es leider zu oft in Zukunftsvisionen der Fall ist. In den „Außenaufnahmen“
begegnen uns einerseits gewaltige Wolkenkratzer an denen sich eine Art
Verkehrsleitsystem der Superlative in 3-Dimensionaler Richtung
erstreckt, auf der anderen Seite aber auch klassische Reihenhäuser im
viktorianischen Stil. Insgesamt punktet das komplette Ambiente durch
eine Art „Realismus“, will meinen, eine Zukunft, die man sich tatsächlich
vorstellen könnte, wie sie uns der technische Fortschritt also ohne
Zweifel eines Tages bescheren könnte.
Der gern und oft
getroffene Vergleich zu dem Genreklassiker Blade Runner kommt dabei
nicht von irgendwoher. Einerseits basieren beide Werke auf Geschichten
des Autors Philip K. Dick. Auf der anderen Seite erzeugen die beiden
Filme eine ähnliche bedrückende und beklemmende Stimmung. Einen großen
Beitrag zum Erschaffen dieser Stimmung trägt einmal mehr Starkameramann
Janusz Kaminski, der mittlerweile neben Scorewriter John Williams nahezu
untrennbar mit Spielberg-Produktionen verbunden ist und bereits bei A.I.,
Schindlers Liste uvm. die Visionen des Meisters verwirklichen durfte.
Auch dieses mal ist es ihm wieder gelungen mit den ihm typischen
Verfremdungsfiltern körnige Bilder auf die Leinwand zu zaubern und den
ohnehin depressiv angehauchten Grundtenor noch zu verstärken. Ersten
Informationen zu Folge, soll er auch bei einem der am meisten erwarteten
Projekten der Filmgeschichte, nämlich Indiana Jones 4, wieder das
Zelluloid belichten. Man darf gespannt sein wie er diesem (natürlich
wieder von Spielberg inszeniertem) Projekt seinen Stempel aufdrücken
wird.
Doch
Spielberg ist nicht nur ein Meister seines Fachs wenn es darum geht
computeranimierten Wesen und Gegenständen Leben einzuhauchen, sondern
ist auch in der Lage die von ihm eingesetzten Schauspieler zu Höchstleistungen
anzutreiben. Und das gelingt ihm zweifelsohne bei Tom Cruise. Der von
ihm gespielte John Anderton schwankt ständig zwischen
hochprofessionellem Cop mit absolutem Pflichtbewusstsein und von
Selbstzweifeln zerfressenen, verzweifelten Vater und Ehemann. Colin
Farrell der hier in seiner ersten großen Rolle auftritt, stellt einen würdigen
Gegenspieler zu Cruises Charakter dar. Der übertrieben smarte, fast
schon schleimige Regierungsbeamte, der scheinbar nur darauf aus ist
Fehler in jedem Element eines eingespielten Teams zu finden dürfte den
einen oder anderen schmerzhaft an eigene Erfahrungen im realen
Arbeitsleben erinnern. Einen weiteren Höhepunkt stellt erwartungsgemäß
die Darbietung von Max von Sydow dar. Die scheinbar undurchdringliche
Chef von Pre-Crime Lamar Burgess ist der erhabenen Statur des
Charakterdarstellers förmlich auf den Leib geschrieben und wartet
ebenfalls mit der einen oder anderen Überraschung auf.
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