Vor 3200 Jahren.
Dem blutrünstigen König Agamemnon (Brian Cox) ist es gelungen die
verstrittenen griechischen Stämme zu vereinen und mit ihnen in einem
beispiellosen Feldzug die gesamte Ägäis zu erobern. Lediglich das
sagenumwobene Troja gilt es noch zu besiegen um sein Reich zu vervollständigen.
Doch gerade mit eben diesen Trojanern hat sein Bruder Menelaos (Brendan
Gleeson)nach Jahren des Krieges endlich Frieden geschlossen. Alles könnte
wunderbar sein für die beiden Völker als sich Hector (Eric Bana), Trojas mächtigster Krieger und zugleich ältester Sohn des Königs und
Menelaos die Hände reichen, wäre da nicht Prinz Paris (Orlando Bloom),
Hectors jüngerer Bruder. Als der in Liebe zu Menelaos Frau Helena
(Diane Krüger) entbrennt und diese schließlich auf der Rückfahrt nach
Troja mit sich nimmt, wendet sich Menelaos wutentbrannt an seinen älteren
Bruder Agamemnon, für den dieser Vorwand um einen Krieg zu beginnen
gerade recht kommt. Die mächtigste Armada aller Zeiten macht sich auf
den Weg die Trojaner zu besiegen. Letztere wähnen sich hinter ihren
gewaltigen und bisher noch von keinem Kriegsherr überwundenen Mauern in
Sicherheit. Doch die Griechen kommen mit großen Königen wie z.B.
Odysseus (Sean Bean) und vor allem dem Mann, der als der größte
Krieger seiner Zeit gilt: Achilles (Brad Pitt).
Im Jahre 2000
drehte ein gewisser Ridley Scott einen Film Namens Gladiator. Dem
Streifen gelang es einerseits den bis dahin weniger bekannten
Hauptdarsteller Russel Crowe praktisch über Nacht zum Oscargewinner und
fortan ersten Anlaufpunkt für Charakterrollendrehbücher zu machen. Zusätzlich
hauchte es dem seit Mitte der 60er Jahre totgesagten Sandalenfilm neues
Leben ein. Von Scotts Erfolg überwältigt machten sich die großen
Studios daran sich ein Stück aus dem Kuchen des reanimierten
Erfolgsgenre herauszuschneiden. Warner Bros. wandte sich hierfür an den
deutschen Erfolgsregisseur Wolfgang Petersen, der bereits seit Jahren in
den USA einen Hit nach dem anderen dreht. Als Stoff für seinen Film wählte
er dabei kein geringeres Werk als den Iliad von Homer aus, die
sagenumwobene Geschichte um die verbotene Liebe des Trojanischen Prinzen
Paris zur spartanischen Königin Helena, welche zum gewaltigsten Krieg
seiner Zeit und der letztendlichen Vernichtung Trojas führte. Da die
Produzenten davon überzeugt waren mit der Kombination Homer/Petersen
einen absoluten Hitgaranten an der Hand zu haben, gestanden sie ihrem
Regisseur alle Mittel zu die er benötigte.
Wie sicher sich
jemand sein muss um einem Wolfgang Petersen nahezu freie Hand zu lassen
weis man spätestens wenn man sich die Produktionskosten anderer
Blockbuster von ihm ansieht. Kleckern ist nämlich sicherlich keines
seiner Mottos, umso mehr dafür Klotzen!
Beginnen wir bei
den Bauten und Requisiten. Gehören perfekt nachgemachte Schwerter, Gewänder
und andere Accessoires in Hollywood sicherlich mehr oder minder zum
Standard, ist es wiederum keine Alltäglichkeit dass ganze Städte für
einen Film erbaut werden. Viele der Straßenzüge die im Film zu sehen
sind wurden weder aus einer Miniatur heraus gedreht noch nachträglich
digital eingefügt sondern sind maßstabsgetreue Nachbauten. Das so
etwas natürlich ins Geld geht ist klar, dafür sieht es auf der
Leinwand auch atemberaubend aus. Doch auch die
besten Bauten wirken leer, wenn sie nicht von guten Darstellern gefüllt
werden. Und auch hier schöpft Petersen absolut aus den Vollen.
Mit Brad Pitt als
Achilles hat er einen Schauspieler verpflichtet der ohnehin bereits für
einen Großteil der Einnahmen eines jeden Film verantwortlich ist in dem
er mitspielt. Und der Frauenschwarm scheint auf die Rolle des mächtigen
Kriegers, welcher darüber hinaus auch noch der Sohn eine Göttin sein
soll absolut gewartet zu haben. Wie immer beweist er seine große
Wandlungsfähigkeit und dass es ihm eine Leichtigkeit ist vom Weichspüler
in irgendeiner Tränenzieherschnulze über den harten Actionbrutalo bis
nun zum Sandalenhelden nahezu jeden erdenklichen Charakter zu spielen.
Um so mehr muss es Spaß machen in solch einem Streifen mitzuwirken,
wenn man so große Namen zur Seite gestellt bekommt wie Brian Cox der
sich immer mehr als Vorzeigebösewicht empfiehlt und nach X-Men2 wieder
allen Hass auf sich zu ziehen vermag. Teilweise genauso gerne möchte
man streckenweise Hectors Bruder Paris, hier gespielt von Orlando Bloom
einen Tritt verpassen. Dies spricht dann aber auch für seine
Darbietung, da er den verwöhnten kleinen Königssohnschnösel der nicht
ansatzweise so viel auf dem Kasten hat wie sein Bruder verblüffend überzeugend
rüberbringt. Und das wo er doch sonst in so heroische Rollen wie
Legolas oder Balean schlüpft. Sein Bruder Hector indes ist ganz und
ganz Krieger und wird mit Eric Bana von einem der talentiertesten
Nachwuchsschauspieler Hollywoods gemimt. Liest man sich den Cast weiter
durch begegnet man weiteren hochkarätigen Namen wie Sean Bean als
Odysseus, der deutschen Schönheit Diane Krüger als Helena, dem
begnadeten Peter O’Toole als Priam und dem in Historien- und
Sandalenfilmen nahezu nicht wegzudenkenden Brendan Gleeson als Menelaus.
Zu Beginn dieses
Reviews habe ich gesagt dass der Iliad von Homer als Vorlage für diesen
Film gedient hat. Dazu muss aber gesagt werden dass Petersen, bzw. sein
Drehbuchautor einige dramaturgische Änderungen vorgenommen hat. So
wurden alle göttlichen Elemente (welche im Buch doch teilweise recht
kriegsentscheidend sind) komplett weggelassen und werden nur einmal in
der Szene zwischen Achilles und seiner Mutter ansatzweise angedeutet.
Dies tut der Geschichte aber auch gut so dass er sich voll und ganz auf
unsere Helden und ihre Konflikte untereinander konzentrieren kann. Außerdem
wurde die Dauer der Belagerung ebenfalls deutlich gekürzt. Aufgrund der
Tatsache dass der Großteil der trojanischen Ereignisse auf Mythen und
Legenden beruht und nicht auf archäologischen Artefakten konnte er
diese „Anpassungen“ aber mit gutem Gewissen machen ohne Schuldgefühle
in Bezug auf Geschichtsverfälschung zu haben.
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