In einer nicht allzu fernen
Zukunft gibt es auf der Welt eine neue Generation von Menschen:
Mutanten, die aufgrund einer Veränderung ihrer DNS in der Lage sind
durch Wände zu gehen, Gedanken zu lesen oder sogar das Wetter zu
manipulieren. Aufgrund ihrer Fähigkeiten, fürchten sich die meisten
"normalen" Menschen vor ihnen, begegnen ihnen mit Misstrauen,
Verachtung und manchmal sogar Gewalt. Und während es auf der einen
Seite Mutanten gibt, die an das gute im Menschen glauben, stehen auf der
anderen welche, die einen Krieg zwischen ihnen und dem Rest der
Menschheit für unvermeidbar halten. Als eben jene bösen Mutanten einen
teuflischen Plan entsinnen um die Zukunft der Erde für sich zu
entscheiden schreiten ihre wohlwollenderen Artgenossen zur Tat um sich
ihnen in den Weg zu stellen und die zu beschützen, die sich vor ihnen
fürchten. Comicverfilmungen
erlebten ihre erste Hochkonjunktur in den 90er Jahren. Symptomatisch
für die Qualität der damaligen Anläufe ist die Tatsache, dass man
sich sowohl beim Vertreter der die Initialzündung gab, als auch dem der
dem ganzen vorübergehend den Todesstoß versetzte an einen Namen
erinnert: Batman. Nachdem Tim Burton mit zwei zugegeben nicht ganz
leichtverdaulichen aber visuell und erzählerisch anspruchsvollen Teilen
Erfolg an den Kinokassen hatte, kamen auch andere Studios auf den
Trichter sich an solche Stoffe heranzuwagen. Als aber Joel Schumacher
die Reihe der Fledermausrächers übernahm um sie mit dem Tiefstpunkt
seiner Schaffensphase zu einer knallbunten Karikatur ihrer selbst zu
machen, die dem Comic ungefähr noch so nahe war wie der Nord- dem
Südpol und eher an die Comedymäßige Serie aus den 60ern erinnerte,
floppte er zu recht so gewaltig, dass er die Ambitionen aller anderen Studios
ebenfalls Comics zu verfilmen unter den Trümmern des
eingestürzten Batmanmythos begrub. Im
Jahre 2000 dachte sich Bryan Singer wohl, dass mit dem neuen Jahrtausend
alle Fehlversuche der Vergangenheit vergessen sein müssten und dass es
nun an der Zeit sei eine neue Generation von Comicverfilmungen auf die
Leinwand zu bringen. Dieses kann man wohl zweifelsohne als die
"Traumverwirklichungsgeneration" bezeichnen. Regisseure, die
als Kind Marvel oder auch DC Comics geliebt und verschlungen haben,
erhalten nun im Erwachsenenalter die Chance, die Helden ihrer Jugend zum
Leben zu erwecken. Als Resultat erhalten wir Filme, die nicht wie ihrer
90er Pendants von irgendwelchen Drehbuchautoren völlig vom Comic
weggeschrieben wurden weil sie dachten damit an den Kinokassen
erfolgreicher zu sein, sondern die mit der Erkenntnis kreiert wurden,
dass man mit Originaltreue mehr Fans erreichen und damit ins Kino locken
kann. So beginnt dann X-Men
auch nicht gleich mit einer nervenaufreibenden Actionszene, in der sich
die Mutanten ihre Kräfte um die Ohren hauen, sondern in einem polnische
KZ im Jahre 44 und einem Ereignis, dass gerade für einen Mutanten von
großer Bedeutung war und seine Handlungen im weiteren Verlauf der
Geschichte nachvollziehbarer werden lässt. Auch für die weiteren
Charaktere nimmt sich Singer Zeit, zeigt uns woher sie kommen, oder wenn
er das nicht macht, weil vielleicht gerade dieses Unwissen Teil der
Figur ist, wonach sie suchen. Überhaupt nimmt der
"menschliche" Aspekt einen bedeutenden Teil der Handlung für
sich ein. Und das ist auch richtig so. Denn jeder der die großen
Comicserien kennt, weis dass deutlich mehr hinter ihnen steckt, als man
auf den ersten Blick vielleicht meinen könnte. Bei X-Men zeigen sich
die Vorurteile der Menschen gegen andersartige, ihre Unfähigkeit mit
ungewohnten Situationen klar zu kommen und die Boshaftigkeit die sie
eben jenen Menschen entgegen zu bringen vermögen, die nicht sind wie
sie. Die Figuren erhalten
dadurch eine Tiefe und man vermag sich in den einen oder anderen hinein
zu versetzen. Allen voran Magneto der nicht glaubt, dass eine Koexistenz
zwischen Menschen und Mutanten auf Dauer möglich ist. Der von den
"Homo sapiens" enttäuschte und verbitterte Mann wird mit
Ian McKellen gleich von einem absoluten Charakterdarsteller gespielt.
Als direkter Gegenpart fungiert Patrick Stewart als Professor X der
damit die Gefahr später einmal nur als Cptn. Jean-Luc Picard in
Erinnerung zu bleiben deutlich geschmälert haben sollte. Eine weitere
Hauptfigur ist sicherlich Wolverine, kraftvoll und glaubwürdig von Hugh
Jackman dargestellt. Sein Schicksal wird uns im Verlaufe der X-Men Serie
sicherlich noch öfter beschäftigen. Ebenfalls hochkarätig besetzt
wurde Storm, mit der späteren Oscargewinnerin Halle Berry, oder auch
Jean Grey mit Famke Janssen. In weiteren Rollen sind zu sehen: Ray
Park, der uns bereits als Darth Maul in Star Wars begegnet ist als Toad,
Rebecca Romijn-Stamos als die wandlungsfähige
Mystique und Bruce Davison als Mutanten bekämpfender Senator Kelly.
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